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Darf ich berichten...? Im Corona-Sommer 2021 habe ich die große Symphonie E-Dur des jung verstorbenen Wiener Romantikers Hans Rott (1858-1884) für Orgel transkribiert. Ich durfte das Werk am Wahl-Sonntag, den 26. September 2021 auf der wunderbaren spätromantischen Steinmeyer-Orgel von Ss. Corpus Christi Berlin uraufführen und im Februar 2022 am selben Instrument auf CD einspielen. Seither spielte ich das Werk in verschiedenen Festivals, u. a. im September 22 im Internationalen Orgelzyklus im Dom zu Speyer.

 

Der österreichische Komponist Hans Rott ist (und war auch) nur wenigen bekannt. Er wurde 1858 in Wien in die besten Künstlerkreise hinein geboren, starb aber schon 1884, gerade einmal 25 Jahre alt. Als Komponist war er schon in jungen Jahren überaus produktiv, in genialer Weise inspiriert und Kommilitone des zwei Jahre jüngeren Gustav Mahler am Wiener Konservatorium. 1878 gelang ihm mit seiner Symphonie in E-Dur ein großer Wurf, ein Meilenstein der Orchesterliteratur, seiner Zeit weit voraus, über den Mahler sagen sollte "Hans Rott aber war der eigentliche Erfinder der neuen Symphonie, wie ich sie verstehe". Rott schrieb dieses Werk und starb wenig später.  Zuvor hatte er testamentarisch die Vernichtung all seiner Werke verfügt - mit einer einzigen Ausnahme: der Symphonie. Jedoch war es weder dem jungen Komponisten selbst, noch seinen Zeitgenossen vergönnt, das Werk jemals von einem Orchester gespielt zu hören. Die Uraufführung fand über 100 Jahre später in Amerika statt und wurde - zur Sensation.

Rott muss auch ein begnadeter Organist gewesen sein, kein Geringerer als Anton Bruckner sprach von ihm als seinem begabtesten Schüler, von dem man noch großes hören werde. Aus der Zeit der Entstehung der Symphonie ist überliefert, dass Rott sie seinen Freunden immer wieder zeigte und selber spielte, auf dem Klavier und - der Orgel der Wiener Piaristenkirche Maria Treu. Er spielte sein neues Werk mit leuchtenden Augen und auf alle Anwesenden "legte sich stets der Glanz etwas unaussprechlich Heiligen", so berichtet ein Freund später in seinen Erinnerungen.

Keines der Orgelwerke Rotts überdauerte, es ist nichts mehr vorhanden. Aber, inwieweit seine große Symphonie auch noch die Handschrift des Organisten Rott erkennen lässt, was geschieht, wenn man eine Symphonie Mahler'schen Ausmaßes auf der Orgel spielt, was wäre, hätte Rott nicht all seine Orgelwerke vernichtet... mit all diesen Fragen befasste ich mich im Sommer 2021, als ich die dreihundert Partitur-Seiten des großen Orchesterwerkes für Orgel solo bearbeitete. Auf mich persönlich wirkt das Werk, das mit seinen vier Sätzen eine Spielzeit von knapp siebzig Minuten hat, immer wieder visionär, wie eine Art Fenster in eine andere Sphäre, eine Botschaft, die Rott in seinem kurzen Leben unbedingt in Töne geschrieben wissen wollte.

Rotts Leben verlief tragisch, trotz des vielverheißenden Beginns. Er hatte bereits im Sommer 1878 den ersten Satz seiner Symphonie für einen Kompositionswettbewerb am Wiener Konservatorium eingereicht. Während alle anderen Teilnehmer Preise bekamen war Rott der Einzige, der für seine Arbeit ohne Preis bleib. Kein geringerer als Johannes Brahms soll in der Prüfungskommission höhnisch gelacht haben. Er verhinderte auch noch ein weiteres Mal den Durchbruch der Symphonie, indem er auch den weiteren Sätzen, nachdem diese entstanden waren, ebenfalls ein negatives Zeugnis ausstellte und so maßgeblich dazu beitrug, eine Aufführung durch den interessierten Dirigenten Hans Richter zu verunmöglichen. Rott, der ohne Diplom und Medaille aus der Kompositionsklasse geschieden und zudem durch den Tod seiner Eltern zusehends in finanzielle Not geraten war, verdiente seinen Lebensunterhalt als Organist und bewarb sich um ein staatliches Stipendium, das jedoch vorläufig abgelehnt wurde.
Die immer belastender werdenden äußeren Umstände zwangen Rott schließlich 1880, Wien zu verlassen, um eine Stelle als Chorleiter in Mülhausen/Elsass antreten zu können. Es muss biographisch eine existenzielle Entscheidung gewesen sein, hatte doch Rott zur selben Zeit in Wien seine große Liebe gefunden, für welche jedoch aufgrund der äußeren Umstände eine jegliche Basis fehlte. Der Abschied von Wien bedeutete offenbar eine derart schwere Belastung, dass es im Zug nach Mülhausen zur persönlichen Katastrophe kam. Rott bedrohte einen Mitreisenden mit einem Revolver, als dieser sich eine Zigarre anzünden wollte, weil Brahms den Zug mit Dynamit habe füllen lassen. Rott wurde verhaftet, nach Wien zurückgebracht und kam dort zunächst in eine Psychiatrische Klinik, 1881 dann schließlich in die Niederösterreichische Landes-Irrenanstalt, wo er 1884 starb. Wenige Tage vor seinem Tod erhielt er noch die Nachricht, man habe ihm nun doch das staatliche Stipendium gewährt, um das er sich erst vergeblich beworben hatte.

 

 

Auf ein baldiges Wiedersehen bei dem einen oder anderen meiner Konzerte, bei Rott... Neukomm... oder bei den "Himmlischen Freuden"?

Ihr
Andreas Jetter

aktuelle Termine:

 

GLANZLICHT

04.05.2024 - 20h30
Wien/Stephansdom

Orgelkonzert
Werke von J. S. Bach, Hans Rott und Franz Schmidt (Chaconne)

 

GLANZLICHT

07.06.2024 20 Uhr München/St. Michael

Orgelkonzert
 

 

 

GLANZLICHT

11.07.2024 - 20 Uhr Hamburg/Dom

Orgelkonzert 

Hans Rott: Symphonie E-Dur

 

 

GLANZLICHT

27.08.2024 - 18h30  Salzburg/Dom

Orgelkonzert
  

   

   

GLANZLICHT

29.09.2024 - 19 Uhr Perchtoldsdorf/WienSt. Antonius

Orgelkonzert
150 Jahre
Franz Schmidt

Franz Schmidt:
Präludium und Fuge Es-Dur, Vier kleine Choralvorspiele, "Fredigundis"-Variationen